Die aktuelle Zuspitzung in den globalen Lieferketten zeigt, dass selbst modernste Industrien verletzlich geblieben sind. Der niederländische Hersteller Nexperia, einer der größten Zulieferer für Standardbauteile, steht im Zentrum der neuen Chipkrise. Nicht Spezialchips, sondern Alltagskomponenten fehlen – Dioden, Transistoren, Controller. Pro Fahrzeug werden zwischen 300 und 500 davon verbaut. Volkswagen prüft inzwischen Produktionsstopps – ein klares Zeichen dafür, wie schnell operative Risiken strategisch relevant werden. Die Bundesregierung rechnet für 2025 nur mit einem Miniwachstum von 0,2 Prozent. Ökonomen warnen: Sollten die Nexperia-Lieferengpässe länger anhalten, droht Deutschland das dritte Rezessionsjahr in Folge – mit BIP-Verlusten von bis zu 0,5 Prozentpunkten.

Helen Gallwas
Marketing Communication Manager
Kontaktieren Sie uns

Standardchips – die unterschätzte Achillesferse der Industrie

Im ersten VW Golf (1974) waren rund 30 Halbleiter verbaut, im aktuellen ID.7 (ebenfalls VW) sind es über 18 000. Mit jeder neuen Fahrzeuggeneration wächst der Elektronikanteil – und mit ihm die Abhängigkeit von globalen Lieferketten. Über 80 Prozent aller Halbleiter passieren mindestens eine Fertigungsstufe in Asien. Europa bleibt damit nicht nur Produktions-, sondern auch Planungsrisiken ausgesetzt.

Dabei geraten die eigentlichen Arbeitspferde der Industrie oft aus dem Blick: Während KI-Hochleistungschips von Nvidia oder AMD mediale Aufmerksamkeit erhalten, sind es Dioden, Spannungsregler und Mikrocontroller, die Fahrzeuge, Maschinen und Infrastruktur am Laufen halten. Genau diese unscheinbaren Standardbauteile produziert Nexperia – und genau deren Ausfall legt heute ganze Produktionslinien still. Sie machen mengenmäßig den Großteil des Halbleiterbedarfs aus, bleiben aber oft unsichtbar, bis sie fehlen.

Die Folgen dieser Abhängigkeit sind messbar: Steigende Lieferzeiten im Halbleitermarkt seit 2020 haben das neue Normal im Jahr 2025 auf 25 Prozent über dem Pre-COVID-Niveau etabliert. Kapazitätsengpässe zwischen 2021 und 2025 führten zu Lieferzeiten von bis zu 22 Wochen und Verlusten von über 99 Milliarden Euro in der deutschen Automobilindustrie. Im Jahr 2025 liegt die durchschnittliche Lieferzeit bei 26 Wochen – mehr als doppelt so viel wie vor der Pandemie.

Die Zahlen verdeutlichen: Optimierung ohne Steuerung führt in Sackgassen. Flexibilität allein reicht nicht – Kontrolle zählt.

 

Diagramm Lieferzeit 2017 bis 2027 – Entwicklung von Pre-COVID-Niveau über Peak 2022 bis zum neuen Normal im Jahr 2025 (Dauer über 20 Wochen).
Seit 2020 haben sich die Lieferzeiten weltweit fast verdoppelt. Das neue Normal bleibt über dem Pre-COVID-Niveau – mit massiven Folgen für OEMs und Zulieferer.

Abhängigkeit als strategische Achillesferse Europas

Die Eskalation rund um Nexperia zeigt, dass Rohstoffe und Standardkomponenten nicht länger nur wirtschaftliche Güter, sondern geopolitische Hebel sind. China hat erkannt, dass Exportkontrollen für Gallium, Germanium und Chips eine ähnliche Wirkung entfalten wie Sanktionen – nur gezielter. Damit kann Peking in Echtzeit über die Produktionsfähigkeit Europas entscheiden. Diese neue Abhängigkeit ist eine Machtverschiebung – vergleichbar mit der Energiekrise 2022, als Europa durch den Wegfall russischer Gaslieferungen seine Verletzlichkeit erkannte.

Insider berichten, dass der ehemalige Nexperia-CEO konkret plante, 40 Prozent der Belegschaft in Europa abzubauen, das Münchner F&E-Zentrum zu schließen und Produktionsanlagen aus Hamburg nach China zu verlagern. Geschäftsgeheimnisse wurden bereits aus dem britischen Werk nach Asien transferiert. Die niederländische Verstaatlichung Ende September sollte genau das verhindern.

Infografik Kapazitätsengpässe 2021–25 – Lieferzeiten bis 22 Wochen und Verluste von über 99 Mrd. € in der Automobilindustrie.

Die Zahlen verdeutlichen: Optimierung ohne Steuerung führt in Sackgassen. Im Jahr 2025 liegen die durchschnittlichen Lieferzeiten bei 26 Wochen –mehr als doppelt so viel wie vor der Pandemie. Flexibilität allein reicht nicht: Kontrolle entscheidet.

Zwei Stoßrichtungen für Europas Stabilität

Langfristig braucht Europa Produktionssouveränität, kurzfristig operative Transparenz in den Lieferketten.

EU-Halbleiterproduktion – Souveränität auf lange Sicht

Mit dem European Chips Act, den Werken in Dresden, Magdeburg und Reutlingen sowie Investitionen von Bosch, Infineon und TSMC rückt Europa voran. Diese neuen Fabs sollen Lieferabhängigkeiten reduzieren und technologisches Know-how in Europa halten. Doch der Zeithorizont bleibt lang: fünf bis sieben Jahre werden vergehen, bis diese Infrastruktur wirklich produziert. In dieser Zeit müssen Unternehmen sichern, wer ihre kritischen Komponenten liefert – und wie sich Risiken operativ steuern lassen.

Zwei ergänzende Strategien kommen hinzu: Second Sourcing vermindert Abhängigkeiten durch zusätzliche Lieferanten, Reshoring reduziert geopolitische Risiken durch Verlagerung der Fertigung zurück nach Europa. Beide Wege erfordern jahrelange Anpassungen und Freigabeverfahren und bieten keine 1:1-Alternativen – sie sind Investitionen in Resilienz, nicht in kurzfristige Versorgungssicherheit.

Echtzeit-Transparenz – Souveränität im Hier und Jetzt

OEMs und Zulieferer können bereits heute handeln, indem sie ihre Lieferketten digital abbilden und synchronisieren. Komponentenlogistik as a Service ermöglicht es, Materialflüsse, Bestände und Lieferzeiten transparent zu machen. Regelmäßige Abholrouten nach dem Milkrun-Prinzip, dynamische Sicherheitsbestände und einheitliches Labeling verknüpfen physische und digitale Steuerung. So entstehen agile Netzwerke, in denen Resilienz aus Datenhoheit und Prozessklarheit entsteht – nicht aus Lagerhaltung.

Rechtliche Vorgaben – Transparenz ist Pflicht

Transparenz ist nicht mehr nur eine wirtschaftliche Option, sondern eine regulatorische Notwendigkeit. Der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), der Cyber Resilience Act (CRA) und die kommende PFAS-Verordnung verlangen lückenlose Nachweise über Herkunft, Sicherheit und Umweltwirkung von Produkten. Wer keine vollständige Dokumentation vorlegen kann, riskiert Bußgelder, Marktzugang und Reputation.

Rohstoffexportkontrollen – das neue Nadelöhr

China hat 2024 den Export von Gallium, Germanium und seltenen Erden genehmigungspflichtig gemacht, während die USA Hochleistungschips und Japan Spezialchemikalien beschränken. Dadurch wird Versorgungssicherheit nicht mehr allein wirtschaftlich, sondern politisch bestimmt. Unternehmen müssen künftig nachweisen, woher ihre Rohstoffe stammen und welche Lieferketten beteiligt sind. Noch fehlt vielen eine operative Datentiefe, um Abhängigkeiten rechtzeitig zu erkennen oder zu steuern.

TAK – Komponentenlogistik as a Service

Das TAK-Modell (Transparenz, Agilität, Kosteneffizienz) von btv technologies bietet eine integrierte Lösung für diese Herausforderungen. Transparenz bedeutet vollständige Dokumentation jedes Bauteils – vom Rohstoff bis zur Produktion. Agilität heißt Echtzeitsteuerung von Lager- und Transportketten, inklusive Milkrun und zentralem Labeling. Kosteneffizienz entsteht durch klare Servicekosten statt Handelsmargen. Compliance-Readiness sorgt für automatisierte Berichte und Audit-Sicherheit in ESG-Prüfungen.

Die operativen Vorteile im Detail:

  • Intelligente Sicherheitsbestände: Keine versteckten Margen, keine Zuteilungsprobleme und keine Produktionsausfälle.
  • Kundenspezifisches Labelling: Vereinfachter Wareneingang und 100 Prozent Traceability.
  • Milkrun-Konzept: Konsolidierte Anlieferung in kundenspezifischen Mehrwegbehältern, gern Ship-to-Line.
  • Wählen Sie aus über 70 Dienstleistungen, die Ihre Lieferkette auf die nächste Stufe heben.
  • Bezahlen Sie nur für die genutzten Services, bei vollständiger Transparenz.

Während klassische Eigenlogistik (DIY) auf Lagerhaltung und reaktive Bestandsführung setzt, ermöglicht as a Service einen Paradigmenwechsel: Statt Komponenten zu kaufen und zu lagern, erhalten Unternehmen Transparenz, Prozesssicherheit und Echtzeitdaten – ohne Margenverlust und mit voller operativer Kontrolle. So verbindet TAK operatives Risikomanagement mit strategischer Kontrolle – und macht Lieferketten steuerbar.

Mehr erfahren: TAK Komponentenlogistik – Marge Null. Volle Kontrolle.

Was die Krise offenlegt

Die Nexperia-Krise ist mehr als ein Unternehmensereignis. Sie zeigt, dass Lieferketten selbst zum geopolitischen Instrument geworden sind. Europas Souveränität hängt nicht nur davon ab, wie viele neue Fabs entstehen, sondern davon, ob Wirtschaft und Politik die Lieferkette als sicherheitsrelevantes System begreifen – und sie transparent machen.

Fazit – Kontrolle ist Pflicht

Die Chipkrise 2025 zeigt: Europa braucht Produktionssouveränität und Transparenz – nicht nacheinander, sondern gleichzeitig. Erst die Verbindung von Politik, Technologie und Unternehmensverantwortung macht Resilienz messbar. TAK von btv technologies bietet dafür das operative Fundament: Nachvollziehbarkeit, Audit-Fähigkeit und Kostentransparenz. Wer heute Transparenz schafft, plant nicht nur besser – er überlebt stabiler.

FAQ – Chipkrise 2025 und Komponentenlogistik as a Service (TAK)

TAK steht für Transparenz, Agilität und Kosteneffizienz. Es macht Lieferketten digital sichtbar, reduziert Kosten und stärkt Versorgungssicherheit – ohne Handelsmargen und mit voller Kontrolle.

Der Aufbau neuer Kapazitäten dauert. Bis die Fabs aktiv produzieren, bleibt Europa abhängig von globalen Standardkomponenten. TAK hilft, diese Abhängigkeiten transparent zu gestalten.

Die EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) verpflichtet Unternehmen zur lückenlosen Dokumentation von Herkunft, Arbeitsbedingungen und Umweltwirkung ihrer Zulieferer. Der Cyber Resilience Act (CRA) fordert Nachweise über Sicherheit und Softwarebestandteile in vernetzten Produkten. Die PFAS-Verordnung verlangt Transparenz über den Einsatz langlebiger Chemikalien. Wer diese Anforderungen nicht erfüllt, riskiert Bußgelder, Marktzugang und Reputation. TAK liefert die technische Basis für diese Nachweispflichten – durch digitale Dokumentation, Audit-Sicherheit und automatisierte Berichterstattung.

China hat 2024 den Export von Gallium, Germanium und seltenen Erden genehmigungspflichtig gemacht – Rohstoffe, die für Halbleiter, Batterien und Photovoltaik unverzichtbar sind. Die USA beschränken den Verkauf von Hochleistungschips und Fertigungsanlagen nach China. Japan reguliert Spezialchemikalien für die Chipproduktion. Dadurch wird Versorgung nicht mehr nur wirtschaftlich, sondern politisch gesteuert. Wer seine Lieferketten transparent abbildet, kann frühzeitig erkennen, welche Materialien über kritische Regionen laufen – und alternative Quellen oder Lagerstrategien rechtzeitig aktivieren. Operative Datenhoheit wird zur strategischen Notwendigkeit.

TAK ersetzt Handel durch Service. btv verkauft keine Komponenten, sondern Zuverlässigkeit: vollständige Transparenz, Compliance-Sicherheit und operative Steuerbarkeit – ohne Handelsmargen und mit festen Servicekosten. Aktuell erfolgt die Datenverfügbarkeit über Reports und direkte Abstimmung, doch mit dem geplanten Kunden-Dashboard erhalten Unternehmen künftig direkten Einblick in Bestände, Lieferzeiten und Bewegungen – in Echtzeit. TAK schafft damit die Basis für datengestützte Entscheidungen statt reaktivem Krisenmanagement.

Transparenz ist keine Vision –
sie ist verfügbar. Sprechen Sie 
mit uns darüber, wie TAK Ihre 
Lieferkette steuerbar macht.

Christian Schoregge
Key Account Manager
Kontaktieren Sie uns
Sebastian Gersmann
Key Account Manager
Kontaktieren Sie uns
Thomas Hase
Key Account Manager
Kontaktieren Sie uns

Weitere Artikel

Cyber Resilience Act: Was jetzt auf Sie zukommt

Der neue Cyber Resilience Act (CRA) der EU stellt die Produktsicherheit auf den Kopf. Ab 2027 gelten strenge Regeln für alle digitalen Produkte – von der Entwicklung bis zum Lebensende. Erfahren Sie, was das für Ihre Supply Chain bedeutet und wie Sie sich jetzt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil sichern.

Flexible Storage-Strategien für Ihre Supply Chain

Erfahren Sie, wie btv technologies mit Short-term Storage, Langzeitlagerung und Konsignationslager maximale Versorgungssicherheit und Effizienz garantiert.

Wachstumschampion 2026: btv technologies unter den Top-Unternehmen Deutschlands

btv technologies erreicht Platz 56 von 2 Millionen Unternehmen und Platz 3 in der Elektronikbranche. Das TAK-Modell für Transparenz, Agilität und Kosteneffizienz macht den Unterschied.